Ein Vergleich der Ergebnistabellen in der Studienverlaufsanalyse und in Studienbeginner und Absolventen im Verhältnis (Kohortenvergleich) ist interessant. Theoretisch müsste ein ähnlicher Wert für die Schwundbilanz auftauchen. Dies muss aber nicht so sein, denn der Bericht Studienbeginner und Absolventen im Verhältnis (Kohortenvergleich) ist eine Querschnittsmethode, und die Kohortenbetrachtungen in den Abfragen Studienverlaufsanalyse (Kohortenbetrachtung) mit Exmatrikulationsgründen und Studienverlaufsanalyse (Kohortenbetrachtung) sind Längsschnitt-Betrachtungen, d. h. die Entwicklung des Studienverlaufs wird fallbezogen erhoben.
Wenn bei der Querschnittmethode zufällig eine hohe Zahl an Absolventen einer niedrigen Einschreiberquote vor X Semester gegenübersteht (z. B. wegen Studiengebühren o.ä.), dann sinkt die Schwundbilanz über Gebühr. Dies verdeutlicht eine große Fehlerquelle im Berechnungsmodus der Querschnittmethode: Bei Studiengängen mit stark schwankenden Einschreibungen und Studiendauern erhält man einen vollkommen anderen Eindruck als bei der Studienverlaufsbetrachtung. Die Studienverlaufsbetrachtung ist auf jeden Fall exakter, da sie immer Studienanfänger-"Kohorten" und deren Studienverlauf zugrunde legt. Dies haben die Autoren Heublein, Sommer & Weitz (2003) in ihrer Studie ebenfalls betont:
"Die Studienverlaufsbetrachtung zeichnet die genaue Entwicklung des Studienverlaufs nach, die Zahl der Fälle oder Schwankungen in den Studienzeiten haben keinerlei Auswirkung auf die Berechnungen." (S.25)
Gleichzeitig betonen die Autoren, dass die Studienverlaufsbetrachtung methodisch aufwändiger und nur bei hoher Datenqualität nutzbar ist.
Vielleicht könnte man das "Ausreißer"-Problem beim Kohortenvergleich abschwächen, wenn man zur Ermittlung der durchschnittlichen Studiendauer statt des arithmetischen Mittels den Median als Wert nimmt. Der Median ist statistischen Extremwerten gegenüber wesentlich unempfindlicher als das arithmetische Mittel.